Freitag, 4. Dezember 2015

VHS GOURMET #2 : War Party



„Es sollte die größte Party werden; Es wurde ein Massaker“ 


Franc Rodham’s 
WAR PARTY (1988)

Von RCA/Columbia

Indianer Reservat am Milk River, Montana. Dort, wo einst der Stamm der Blackfoot von der nordamerikanischen Kavallerie vernichtend geschlagen wurde, soll exakt nach 100 Jahren die Schlacht für Touristen, spielerisch versteht sich, nachgestellt werden. Doch aus der Show wird blutiger Ernst. Eines der „Blauhemden“ hatte echte Munition geladen. Die Rache der Indianer fällt fürchterlich aus, verfolgt vom aufgebrachten weißen Mob und einer Armee von Soldaten fliehen die vier junge Blackfoot in die Berge. Die mörderische Hatz nimmt ihren Lauf.

In WAR PARTY geht es um Schuld, Isolation, Wut und Verzweiflung. Auf nahezu jeder Ebene funktioniert der Film fantastisch. Ob nun das schlechte Verhältnis des rebellierenden jungen Blackfoot-Nachkomme Sonny zu seinem Vater, ein angesehener lokal Politiker im Reservat, oder das rassistische Verhalten der weißen Jugendlichen gegenüber den Indianern. Und als es im Rahmen des großen historischen Schauspiels zu einem Mord an einem der Indianer durch einen der Weißen kommt und diese sich genauso blutig an ihm rächen (wohlgemerkt das das Opfer von  Kevyn M. Howard gespielt wird, welcher im Jahr zuvor bei Kubricks FULL METAL JACKET als Rafterman zu sehen war). Der Film endet, wie er begann - mit der gewaltsamen Unterdrückung einer gesamten Kultur. Die Geschichte der Indianer in den USA und ihrem gesellschaftlichen Stand. WAR PARTY wirkt wie Poesie, weist viele Metaphern auf und ist mit 96 Minuten ein sehr kurzweiliger Film.

Meine Zuneigung zu diesem, leider unbekannten Meisterwerk geht zurück in meine Kindheit. In eine Zeit, in der im sonntäglichen Nachtprogramm noch spannende Filme liefen und das Studieren der Fernsehzeitungen der einzige Ansporn zum Lesen war. Damals, als man den Video-Rekorder bereits eine Woche im Voraus programmierte und man sich über zeitliche Verschiebungen im TV-Programm genauso arg ärgerte wie über Werbung. Zu dieser Zeit, hatte ich das große Vergnügen WAR PARTY zu entdecken. Im Fernsehen lief er damals unter dem Titel DIE JUNGEN KRIEGER. Es vergingen knapp zwei Jahrzehnte, bis ich endlich diesen Film ausfindig machen konnte und ihn letzten Endes erwarb. Ich hatte,  zu meiner Schande, nämlich den Titel vergessen. Nicht vergessen konnte ich aber die Atmosphäre, die Dynamik und die tolle Bildsprache des Films.

Zugegeben, jetzt nach zwanzig Jahren wirken einige Szenen etwas trashig  und naiv, aber im großen ganzen ist WAR PARTY ein fantastischer Film. Angefangen beim Cast (ein junger Kevin Dillon als pubertäre Rothaut Skitty, M. Emmet Walsh als sadistischer und feiger Kopfgeldjäger Ditweiler und die bezaubernde Peggy Lipton - Norma aus Twin Peaks - als TV Reporterin) bis zur Inszenierung, den beeindruckenden Aufnahmen aus den Reservaten und den traumhaften Landschaften, den hervorragenden Leistungen aller Beteiligten und der großartigen Story machen WAR PARTY zu einem wahren „must-see“ für jeden Filmfan mit einer Liebe für Action und Geschichte. 

„…Mein ganzes Leben habe ich versucht, den weißen Mann zu verstehen, aber glaub mir, ich habe ihn immer noch nicht verstanden“
-Ben Crowkiller
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Rodham’s Spätwerk WAR PARTY ist ein Kleinod. Spannend, theatralisch und zu keiner Sekunde wirkt der Verlauf der Geschichte unglaubwürdig. Es ist eine Schande, dass ihm kaum Beachtung entgegengebracht wurde und das er bisher nicht auf DVD veröffentlicht wurde. Für Videosammler ist WAR PARTY eine Bereicherung. Erschienen ist er 1991 bei RCA/Columbia und genießt seitdem die Einzelstellung als deutsche Veröffentlichung. Große Nachfragen gibt es nicht, da WAR PARTY zu unbekannt ist. Deshalb wird er auch nur relativ selten angeboten. Viele Händler kennen ihn auch nicht. Hier sollte man am besten auf Ebay sein Glück versuchen. Falsch macht man mit WAR PARTY aka. DIE JUNGEN KRIEGER nichts. Es ist ein beeindruckender und unterschätzter Film, der endlich eine DVD oder Bluray Auswertung verdient hat.

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