Dienstag, 31. März 2015

Review: Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer

Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer



1954 begann der Siegeszug der großen grünen Echse, die man auf der ganzen Welt kennt. Die Rede ist natürlich von Godzilla, dem Ungetüm aus Fernost. Nach 6 Vorgängern, welche bis auf Godzilla raids again (Godzilla kehrt zurück), alle unter der Regie von Ishiro Honda entstanden, durfte nun ein Neuling auf dem Regiestuhl Platz nehmen. Doch gemeinhin gelten eben jene Filme aus der Feder von Jun Fukuda als die schwächsten der Reihe. Wie verhält es sich aber beim 1966 erschienenen Godzilla vs Ebirah, aka Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer. Versteckt sich hier vielleicht doch ein Kleinod an Kaiju Kost?

Ryôta ist der festen Überzeugung, dass sein Bruder Yata noch am Leben ist. Nach einem mysteriösen Unfall scheint die gesamte Mannschaft seines Schiffes verschollen zu sein, doch ein Medium versichert, dass Yata noch lebt. Kurzerhand klaut Ryôta ein Boot und macht sich, zusammen mit drei weiteren Passagieren auf, seinen Bruder zu finden. Nachdem auch sie Schiffbruch erleiden mussten wachen sie auf einer einsamen Insel auf. Diese beherbergt die fiesen Schergen des „Roten Bambus“, welche Übles im Schilde führen. Als dann plötzlich noch einigen Sklaven „angeliefert“ werden wird der Truppe klar, dass sie helfen müssen. Doch plötzlich kommt alles anders und sie benötigen die Hilfe des Königs aller Monster: Godzilla. Der Kampf beginnt und nichts wird ihn aufhalten!


Was musste Godzilla schon alles überstehen? King Kong, Ghidorah, Außerirdische, alles was man sich eben denken kann. Da kommt Godzilla vs Ebirah dann fast schon „normal“ daher. Und während der ersten Hälfte lässt sich das Monstrum auch überhaupt nicht blicken. Umso erstaunlicher ist, dass es Fukuda dabei gelingt, keinerlei Langeweile aufkommen zu lassen. Die Geschichte rund um das verlorene Schiff, sowie die Fieslinge vom „roten Bambus“ wissen zu unterhalten, wenngleich man eher das Gefühl hat, einen Abenteuerfilm zu schauen, anstatt eines waschechten Kaijus.

Ganz 60s like bekommt man gleich zu Beginn, ein wunderbar trashige Tanzszene zu Gesicht, die als wahres Abziehbild eben jener Zeit gesehen werden kann. Anschließend geht es auf die hohe See, wo es stürmt, wunderschön altbackenen Blitze durch die Gegend zucken und Gefahr in der Luft liegt. Auf der Insel dann, wenn der Trupp sich formiert hat und zum Gegenangriff bläst, kann ein jeder zeigen, was er drauf hat. Besonders der mysteriöse Einbrecher Yoshimura punktet mit seinen Fertigkeiten und hilft das eine oder andere Mal allen aus der Patsche.


Doch obwohl wir hier einen Godzilla Film vor uns haben, steht zunächst das titelgebende Monster Ebirah im Mittelpunkt des Geschehens. Das Kostüm ist dabei äußerst gelungen und weiß vor allem durch die riesigen Zangen, welche immer unheilverkündend aus dem Wasser ragen, zu überzeugen. Da Fukuda wenig Geld zur Verfügung hatte, wie das tolle Booklet verrät, musste er bei Godzilla und Mothra auf ältere Anzüge zurückgreifen. Doch wirklich schädlich ist das nicht, da die Monster eben schon einiges durchmachen mussten und dementsprechend mitgenommen aussehen dürfen. Nur die lange Wartezeit könnte einigen etwas übel aufstoßen. Erst nach 50 Minuten erwacht der gute, alte König der Monster zum Leben. Doch davor bekommt man immerhin Ebirah einige Mal zu Gesicht. Mothra hingegen schläft entspannt auf der benachbarten Insel und wartet bis kurz vor Schluss darauf aufzustehen. Dann darf er sich aber auch noch kurz mit Godzilla balgen.

Das Hauptaugenmerk bei den Kämpfen liegt aber bei dem Aufeinandertreffen zwischen Godzilla und Ebirah. Die erste Begegnung fällt dabei zugegebenermaßen sehr ungewöhnlich aus. Wo man einen Kampf um Leben und Tod erwartet, bekommt man stattdessen eine Partie Ball geboten, in welchem Godzilla sogar seinen Kopf einsetzen muss. Was das für einen Sinn haben soll? Das frage ich mich auch, aber ganz genauso wie der fliegende Godzilla 5 Jahre später, hat man sich eben einfach mal was einfallen lassen.  Die zweite Begegnung wartet dann aber mit einen richtigen Kaiju Fight auf, welcher sogar erstmalig nach dem Original aus dem Jahre 1954, wieder einige wunderschöne Wasseraufnahmen zu bieten hat. Natürlich kann es hierbei nur einen Gewinner geben!


Was man definitiv nicht vergessen darf ist der, wie es Ingo Strecker im Booklet so schön formuliert, Surfersound, welcher das Geschehen untermalt. Diesmal zeichnet sich nicht Ifukube für die musikalische Begleitung des Spektakels verantwortlich, sondern Masaru Satô, welcher danach noch einige weitere Godzillafilme vertonen durfte. Passend zur Szenerie der einsamen Insel und dem Meeresungeheuer, passt auch der Score sehr gut ins Gesamtkonzept, wenngleich man die typischen Klänge von Ifukube doch vermisst. Dafür bekommt man aber erneut ein Zeitzeugnis spendiert, was unter diesem Aspekt auch heute noch funktioniert.

Fazit: Godzilla vs Ebirah bietet eine charmante, kurzweilige Story, welche keinerlei Langeweile aufkommen lässt. Zwar muss man 50 Minuten warten, bis Godzilla endlich in Aktion tritt, aber dafür entschädigt die Geschichte, rund um Sklavenhandel, Terroristen und Atombomben alle Male. Der kultige Surferscore und die tollen Unterwasseraufnahmen tun ihr Übriges, um aus diesem Werk, ein weiteres Schmankerl für Godzilla Fans zu machen.


Zur Veröffentlichung: Lange mussten die Fans auf eine würdige Veröffentlichung warten und dank Anolis Entertainment ist das Warten nun endlich zu Ende! Auf der ersten Scheibe bekommt man die japanische Originalfassung mit tollem Bild und wunderschön gemischtem Sound präsentiert. Dabei hat man die Wahl zwischen der deutschen Synchronisation und dem japanischen Originalton, inkl. tadelloser dt. Untertitel. Auf der zweiten DVD kann man die deutsche Kinofassung, samt Intro in Deutsch bestaunen. Ein weiteres Highlight dürfte der faszinierende Audiokommentar von Jörg Buttgereit sein, den man unbedingt gesehen/gehört haben sollte. Abgerundet wird das Paket von einer japanischen Super-8 Fassung des Films, zwei Trailern, einem Werberatschlag, sowie einer Bildergalerie.

Das Sahnehäubchen findet man im inneren der Veröffentlichung. Das Booklet von Ingo Strecker kommt extrem informativ und außerordentlich interessant daher. So erfährt man hier beispielsweise, dass der Film ursprünglich King Kong anstelle von Godzilla in der Hauptrolle zeigen sollte. Es ist definitiv nicht die falsche Entscheidung vor dem Genuss erstmal den Text zu studieren, um den Film so vielleicht noch ein wenig mehr zu schätzen und würdigen. Erneut ganze Arbeit Anolis, weiter so!




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