Samstag, 21. September 2013

Buch Review: Wie ein samtener Handschuh in eisernen Fesseln

Wie ein samtener Handschuh in eisernen Fesseln


Das Buch "Wie ein samtener Handschuh in eisernen Fesseln" lehnt sich an das englische Sprichwort "A velvet Glove cast in Velvet" an, was meist dafür benutzt wird, um etwas zu bezeichnen, was harmlos und schön daher kommt, aber in Wahrheit hart und unbarmherzig ist. Doch was kann man von einem Buch erwarten, dass eben an dieses Sprichwort angelegt ist? Allein das deutsche Cover macht neugierig und zeigt unvermittelt wo hin die Reise gehen wird. Doch lohnt sich dieser Trip in das Ungewisse?


Clay Loudermik besucht nichts ahnend ein Kino. Der dort laufende Film zieht Clay unweigerlich in seinen Bann und besonders die weibliche Hauptdarstellerin übt sofort eine ganz besondere Faszination auf Clay aus. So begibt sich Clay auf die Suche nach der Frau und der Geschichte hinter dem Film.


Die Geschichte von Wie ein samtener Handschuh kommt zwar recht simpel und logisch daher, doch was das Buch hier vom Stapel lässt wird für den Leser sehr schnell zu einer wahren Bewährungsprobe. Nichts ist so wie es zunächst scheint. Und nach den ersten Seiten weiß man bereits, ob man gewillt ist hier weiter zu machen, oder lieber ein anderes Buch in die Hände zu nehmen. Allgemein übt das Buch eine sehr große Faszination aus, wenngleich es der Geschichte nicht gelingt am Ende zu einem sinnvollen Abschluss zu kommen. Viel mehr ist hier der Weg das Wahre, das Wirkliche was das Buch einem vermitteln will. Wer mit solcherlei Sachen aber wenig anfangen kann, der wird sicherlich enttäuscht sein, was Daniel Clowes hier geschaffen hat. Aber solche Leute werden sowieso kein Buch kaufen, auf dessen Cover man einen Mann mit einem Shrimp im Auge sehen kann. Kreativität kann man Clowes nicht absprechen. Der Mann hat hier einfach seiner Fantasie freien Lauf gelassen, ohne Rücksicht auf Verluste wird dem Leser hier eine Welt vorgesetzt, die man akzeptieren muss, um sich in ihr verlieren zu können. Andersartig, ja fast krank wird hier etwas gezeigt, welches in so wunderschönen, wie zeitgleich verstörenden Bildern verpackt, den Geist des Lesers sofort trifft. Man versucht sich immer wieder einen Reim aus dem Ganzen zu machen. Will verstehen, was Clay auf der Reise passiert und versucht die Charaktere einzuordnen die Clay bei seiner Suche auf die eine oder andere Art helfen. 


Das Buch an sich umfasst 142 Seiten, ist also sehr schnell durchgelesen, doch was heißt das schon bei einem Buch, welches nach dem ersten, zweiten und gar dritten Lesen noch keinen wirklichen Sinn macht. Man ist fast dazu verdammt das Buch immer wieder in die Hand zu nehmen, um die ganzen Verweise und Informationen, hinter dem eigentlich gesagten zu erkennen und zu verstehen. Die Charaktere bleiben dabei alle auch sehr blass, was nicht unbedingt etwas schlechtes ist. Selbst Clay der eigentliche Protagonist, wächst mit der Handlung nicht unbedingt. Doch wer hier eigentlich der Hauptcharakter ist, dass ist der Leser. Er muss sich bewähren, muss den ganzen verrückten Gesellen ein Gesicht und eine Geschichte geben, die er selber in seinem eigenen Kopf spinnt. Es ist seine Aufgabe dem Buch seine Berechtigung zu geben und nur wenn man selber bereit ist, Teil des Geschehens zu werden, wird man auch wirklich Spaß am Buch finden. 

Fazit: Wie ein samtener Handschuh in eisernen Fesseln ist eine Graphic Novel, wie man sie so noch nicht gesehen hat. Andersartig, verzaubernd und besitzergreifend. Anders kann man es nicht beschreiben und nur wenn der Leser selber ein Teil der Geschichte werden will, kann es auch seine wahren Absichten zeigen. Die 18,00 € sind für Freunde des Außergewöhnlichen sicherlich nicht zu viel und sie werden die Investition nicht bereuen. Alle anderen müssen für sich selbst entscheiden, ob sie diesen Trip in eine Welt voll Überraschungen machen wollen.


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